Thema des Monats Juli und August 2022: Urlaubsgeschichten: Mit Muttern um die Welt - Charlotte Wille bereist die Welt und fliegt zweimal um den Globus / Eine thailändische Dorfschule im Goldenen Dreieck / Aktion des CVJM-Landesverbandes Hannover "Auf eigenen Füßen die Welt erkunden" / CVJM-Urgestein Ferdinand Uecker erinnert sich an den Bau der Beachvolleyball und Frisbee-Golfanlage auf dem ehemaligen Freizeitgelände / Das 9-Euro-Ticket amcht es möglich - zum Gottesdienst in die Gedächtnis-Kirche nach Berlin

Zwei Weltreisen waren Glanzpunkte der Reisetätigkeit von Charlotte Wille: Viele Städte, viele Länder, viele Kulturen, viele Eindrücke - Übernachtungen beim CVJM - nach Vertreibung und Flucht waren die Reisen um die Welt schöne Höhepunkte eines bewegten Lebens

 

Mit 70 Jahren startete Charlotte Wille, 1945 vertrieben aus Schlesien und vor Mauerbau in den Westen geflüchtet, ihre Fernreisen. Zuvor hatte sie schon viele Städte und Staaten in Europa bereist. USA, Mexiko, Kanada, China, Australien, Bahamas - tolle Touren über die Erdteile. Höhepunkte waren 1993 und 1994 zwei Weltreisen.

 

Häufig übernachtete sie im YMCA (Young Men's Christian Association = Christlicher Verein Junger Menschen /CVJM) und YWCA (Young Women's Christian Association = Christlicher Verein Junger Frauen /CVJF). Dabei lernte sie viele Flugesellschaften und Flughäfen kennen. Aber auch im Bus, mit der Eisenbahn und mit dem Schiff war sie unterwegs.

 

Bei ihrer ersten Reise um die Welt ging es in Hannover mit KLM nach Amsterdam. Dort wartete der Flieger von China Airlines nach Bangkok. Nach einigen Tagen ging es mit China Airlines weiter nach Hongkong und mit China Airlines nach Taipei/Taiwan. Über Tokio/Japan flog sie mit China Airlines nach Honolulo. Nach Los Angeles ging es mit Hawaii Airlines und mit SAS nach Kopenhagen und weiter zum Zielflughafen Hannover. Bei jedem Stopp genoss sie für einige Tage die Orte und das Essen in den verschiedenen Ländern

 

"Es war ein spannender Trip", erzählt Charlotte Wille. "Ich habe viele Menschen kennengelernt, Eindrücke gesammelt", so die Wolfsburgerin. "Es war eine prima Horizonterweiterung - selbst in meinem Alter", findet sie. Neben vielen Souvenirs und T-Shirts sammelte sie auch Pflanzen und Blumen für ihren Garten in der Nordstadt.

 

Nach der viel beachteten ersten Weltreise krempelte Charlotte Wille 1994 noch einmal die Ärmel hoch und packte ihre Reisetasche. Jetzt sollte es auf der Nordroute um die Welt gehen.

Startpunkt war wieder der Flughafen der niedersächsischen Hauptstadt Hannover. Mit KLM nach Amsterdam und mit China Airlines nach Bangkok. Auf dem Flughafen Don Muang wechselte sie die Maschine, und ab ging es mit Thai Airways nach Chiang Mai - der Rose des thailändischen Nordens. Mit einem Taxi und mit dem Speedboot auf dem Mekong ging es in das Goldene Dreieck (Laos, Birma/Myanmar und Thailand) und wieder mit dem Taxi nach Mae Sai, der Grenzstadt zu Myanmar (Birma). Nach Bangkok ging es dann mit dem Zug. Mit China Airlines ging es über Hongkong nach Taipei, der taiwanesischen Hauptstadt.

 

Dann wurde es kälter: Mit dem Flieger von China Airlines ging es nach Anchorage/Alaska. Großen Eindruck machte auf sie eine Fahrt mit dem Katamaran von Seward aus.  "Ich habe immer noch das Kalben der Gletscher im Ohr", sagt sie.

 

Wieder mit China Airlines flog sie nach New York City. Dort besuchte sie ihre Freunde Dory und Warren Chong in Worcester/Massachusetts. Die Fluggesellschaft SAS brachte sie dann über Kopenhagen nach Hannover in den Norden Deutschalnds.

 

"Diesmal war die Reise etwas anders. Bei der letzten Tour brauchte ich die Tasche kaum auszupacken - zwei bis drei Tage war ich an jedem Ort. Diesmal war es jedes Mal bei der 26-tägigen Reise immer rund eine Woche", berichtet Charlotte Wille. "Nach Vertreibung und Flucht war es eine erholsame und bewegende Reise", stellt die 77-Jährige zufrieden fest.

 

Montags trägt Thailand Gelb - ein Bericht über eine thailändische Dorfschule im Goldenen Dreieck

 

Vormittags mache ich mich mit einem Sammeltaxi auf den Weg vom Diamond Riverside Hotel in Chiang Mai zur Busstation. Ich rufe die Schule an, in einer Stunde bin ich an der Haltestelle. Verwunderte Blicke: Der "Farang" (westliche Ausländer) spricht etwas thailändisch. Und dann geht es 60 Kilometer mit dem Minibus Richtung Norden in die Berge weiter nach Chiang Dao.

Endlich komme ich durchgeschüttelt an. Mein Kumpel Worasak Tayapong (Spitzname "Nui") wartet schon mit dem Moped auf mich. Es fängt an zu nieseln. Regenschirm aufspannen, ich habe ein mulmiges Gefühl im Magen. Hält das klapprige Moped, frage ich mich in jeder Kurve.  Einige jugendliche Schüler sind im Reisfeld. Praktischer Unterricht. Lachend begrüßen sie mich. Kein Wunder, wir sind im Land des Lächelns.

Nach zehn Minuten geht es weiter. Den letzten Kilometer gehe ich lieber zu Fuß. Auf dem Gelände der "Maeornai-Schule" werde ich freundlich empfangen. Einige (staatlichen) Pfadfinder räumen die Zelte auf. Am Wochenende haben sie gezeltet.

Dann mein großer Auftritt: Ich gehe in die erste Klasse. "Sawadee, krap" sage ich, guten Tag. Ich gehe zu den kleinen Schülern. "Khun chu arai, krap?" frage ich ein kleines Mädchen, wie heißt du? Schüchtern antwortet es "Noi". Staunend erhält sie wie die anderen einen deutschen Glückspfennig, "samrap chokdie". Als Dank singen sie mir ein Lied vor. Ich bringe ihnen die Zahlen von eins bis zehn bei. Und "ich heiße", und "ich komme aus Wolfsburg". Laut wiederholen sie immer die deutschen Worte. In den anderen Klassen werde ich noch strahlender empfangen: Es hat sich herumgesprochen, dass ein "Farang" in der Schule ist. Später sagt mir Nui, sie haben mich als "Gigant" empfunden - ich bin doch nur 1,86 Meter lang.

Stolz zeigen sie mir ihre sportliche Leistungen. Die Kleinen in ihren weiß-blauen (Mädchen) und weiß-braunen (Jungen) Schuluniformen machen Gummitwist wie die Gleichaltrigen in Westhagen. Auf dem Spielfeld kicken die Jugendlichen den Ball artistisch über das Netz. Ich soll mitspielen. Ich lasse den Jugendlichen doch lieber den Vortritt. Später spielen wir Volleyball. In einem Raum bewegen die älteren Mädchen sich nach Karaoke-Rhythmen. Die Thais lieben Musik.

In ihrem Klassenzimmer üben einige Kinder einen Tanz ein - am Freitag ist Muttertag. Wie bei uns tanzen die Jungs aus der Reihe und albern herum. Stoische Ruhe bei der Lehrerin. Nur die Mücken stören etwas. Das wäre doch eine Aufgabe für einen Nordstadtbürger...

Nein, mit den Schülern gibt es keine Probleme, betont Schulleiter Nattawood Rungrattannachai. Natürlich hat er die besten Schüler von Thailand. Er ist begeisterter Fußballfan.  Er liebt den deutschen Fußball. "Bundesliga" sagt er. Ich erzähle, der VfL Wolfsburg spielt auch in der Bundesliga. Aha. "Und wir hauen Bayern München in den Sack", sage ich. Das gefällt ihm nicht so - er ist Bayern-Fan.

14.000 Baht verdient Nui im Monat - rund 300 Euro. Der Durchschnittslohn ist rund 120 Euro. Jeden Abend ist der 34-jährige noch Gitarrist in der Malibu-Band im Duangtawan-Hotel in Chiang Mai. Er baut für seine Frau und seine zwei Kinder ein Haus. Eine Lehrerin ist noch Krankenschwester, eine andere putzt am Wochenende in einem Hotel, ein Lehrer baut Reis an...

Ich gehe zurück zu den Schülern und mache Fotos. Sie wollen die Fotos sehen. Plötzlich eine markante Frauenstimme. Das Klassenzimmer aufräumen und den Boden fegen, hat sie wohl gesagt. Es soll noch die Prügelstrafe geben...

Um 16.30 Uhr Aufmarsch der Schüler auf dem Sportfeld. Es werden einige Ansagen gemacht. Alle Lehrer tragen gelbe T-Shirts: Zu Ehren des wirklich geliebten und hoch verehrten Königs Bhumibol tragen die Thais am Montag gelb. Ich bedanke mich. Die Kinder klatschen. Und dann wieder aufs Moped, in den Minibus, in das Sammeltaxi. Abends spendiere ich mir eine wohltuende Fußmassage.

 

Erika (rechts) und Henning Könemann
Erika (rechts) und Henning Könemann

CVJM-Aktion: "Auf eigenen Füßen die Welt erkunden" seit 20 Jahren - viele Städte in Europa besichtigt - zufriedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer - fettes Dankeschön an Familie Könemann für die vorbildliche Organisation

 

Ein Wochenende zum Durchatmen: Vor 20 Jahren startete die CVJM-Aktion "Auf eigenen Füßen die Welt erkunden" - und jetzt trafen sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zahlreichen Reisen für drei Tage im CVJM-Jugendgästehaus in Berlin.

 

Zu den besuchten Zielen gehörten die europäischen Städte wie Paris, Rom, London, Wien, Prag, Budapest, Kopenhagen, Dresden, Berlin, Erfurt, Avignon, Genua und Sevilla - aber auch Israel, die Türkei, Andalusien/Spanien und Siebenbürgen in Rumänien wurden bereist. Organisiert werden die Fahrten von Erika und Henning Könemann für den CVJM Landesverband Hannover, zu der auch der Christliche Verein Junger Menschen Wolfsburg gehört. Dafür gab es von den Berlin-Reisenden ein fettes Dankeschön! Die größten "Wiederholungstäter bei den Reisen mit 23 Teilnahmen waren Jutta und Rudolf Lohr und Roland Gruschka vom CVJM Nienburg.

 

Einen guten Ausgangspunkt für ihr Treffen in der Bundeshauptstadt hatten die CVJMerinnen und CVJMer mit dem CVJM Haus. Dort wurden sie von Anne Stolz und ihrem Team liebevoll betreut. Den Weg zu den Reisenden hatten auch Silvia Lamprecht, Vorsitzende des Landesverbandes, Landeswartin Katrin Müller und Geschäftsführer Uwe Lege gefunden.

 

Neben zwei Begegnungsabenden mit einer sehenswerten Diashow über die kurzweiligen Trips und einem internationalen Buffet war der gemeinsame Besuch des Deutschen Bundestages ein Höhepunkt des Treffens. Anschließend erkundeten die rund 40 Reisemitglieder Berlin auf eigene Faust: So radelten Elke Ullrich-Gierveld und Holger Gierveld und Ute Steinkamp und Gerhard Höger-Hansen Berlin mit dem Rad, ein Teilnehmer nutzte die Busse und S-Bahnen ausgiebig, Museumsbesuche, Einkäufe .... Abschluss des Berlin-Besuches war ein gemeinsamer Gottesdienst in der Gedächtniskirche.

 

Frisbee-Golf
Frisbee-Golf

CVJM-Urgestein Ferdinand Uecker erinnert sich: Urlaub von beengten Wohnverhältnissen - jugendliche Russland-deutschen nutzten das CVJM-Freizeitgelände täglich - Beachvolleyballanlage gebaut -  Frisbeegolfanlage schon 1999 auf dem Gelände

 

"Für die jugendlichen Russlanddeutschen war unser CVJM-Freizeitglände am Promilleweg ein Segen", erinnert sich CVJM-Urgestein Ferdiand Uecker. Damals - Anfang der neunziger Jahre - lebten Tausende von Aussiedlern in Notunterkünften und in beengten Wohnverhältnissen bei Verwandten. "In den Ferien waren sie jeden auf unserem Gelände und haben richtig Urlaub für einige Stunden von ihrer beengten Lebenssituation genommen. Häufig haben sie auch gezeltet", so Ferdinand Uecker. "Wir haben dann gemeinsam mit ihnen ein Beachvolleyballfeld gebaut", erzählt er. An einem Vormittag war der Platz fertig. "Der Lastwagenfahrer war total überrascht, dass Jugendliche so aktiv mit anfassen", berichtet der Sozialsportler schmunzelnd.

1999 kam dann noch eine Frisbee-golfanlage auf dem CVJM-Gelände dazu - ebenfalls 1999 sollte in Westhagen auch eine Frisbee-

Golfanlage aufgebaut werden. Mit Unterstützung der städtischen Jugendwerkstatt wurden die "Fangkörbe" für die Frisbeescheiben gebaut. Finanziell wurde beide Anlagen vom Programm "Sport für alle" (jetzt: "Integration durch Sport") des LandesSportBundes (LSB) Niedersachsen. "Es war sehr schön zu sehen, wie hilfreich unser Gelände beim Einlebenungsprozess von jungen Menschen gewesen ist", ist Ferdiand Uecker heute noch stolz über die vielfältigen Hilfen des Christlichen Vereins Junger Menschen zur damaligen Zeit.

Das 9-Euro-Ticket machts möglich! - Die "symbolische Welle um die Welt aus Solidarität zu jungen Menschen" bringt Manfred Wille zum Gottesdienst nach Berlin in die Gedächtniskirche - "einfach einmal die Seele baumeln lassen"

 

Das 9-Euro-Ticket machts möglich! Im Rahmen der „symbolischen Welle um die Welt aus Solidarität zu jungen Menschen“ fuhr Manfred Wille vom hiesigen CVJM auf zum Gottesdienst nach Berlin in die Gedächtniskirche. Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Frühsport, Frühstück, Waschen, Nase spülen, Zähneputzen, Anziehen. Um 6.15 mit dem Rad zum Bahnhof. Auf geht es nach Oebisfelde. Die Mitreisenden tragen wenigstens Mundschutz. In Oebisfelde in den Zug nach Magdeburg und dann weiter in die Bundeshauptstadt. Am Bahnhof „Zoologischer Garten“ (Bahnhof Zoo) aussteigen und zur Gedächtniskirche. In der Kirche kurz innehalten und beten. Dann geht der Gottesdienst los. Es ist schön, einfach einmal die Seele baumeln zu lassen, nicht die Vorbereitung der Fahrradsponsoren-Rundfahrt im Kopf haben. Das Spiel der Orgel beruhigt und lässt die Besucherinnen und Besucher abschalten. Gebete, Lieder, Predigt, Abendmahl. Einfach zur Ruhe kommen und entspannen. Eine andere Art, das 9-Euro-Ticket zu nutzen.