Außergewöhnliche Hilfe: Bessarbiendeutscher Verein, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und viele Menschen helfen der Familie Derewentscha in der Ukraine - Auto als Unterstützung

Der ehemalige Diakonie-Direktor Arnulf Baumann im Gespräch mit dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in Wolfsburg
Der ehemalige Diakonie-Direktor Arnulf Baumann im Gespräch mit dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in Wolfsburg

(09.02.2020) Seit mehr als zehn Jahren wird die Familie Derewentscha in der Ukraine (Bessarabien) unterstützt. Sergej Derewentscha ist 2006 mit erst 20 Jahren bei einem Betriebsunfall verunglückt. Er gelangte in eine 10.000-Wolt- Leitung und verlor dabei beide Arme bis zum Körperansatz. Pastor i.R. Arnulf Baumann aus Wolfsburg lernte bei seinem Besuch in der Ukraine den jungen Mann kennen. Auf  Bitte seiner Mutter und angesichts des tragischen Schicksals lud er Sergej nach Deutschland ein und konnte hier bei der Firma Bock Armprothesen anfertigen. Die Prothesen konnten zwar nicht die Arme ersetzen, aber wieder Lebensmut geben – allein das war schon eine große Sache.

 

Sergej heiratete 2008 seine Freundin Elena, ihr Sohn Egor ist jetzt schon neun Jahre alt. Die Familie ist auf ständige Hilfe angewiesen, denn Sergej ist durch seinen Unfall arbeitsunfähig und braucht selbst Pflege. Die Prothesen machten nach einigen Jahren Probleme und konnten vor Ort nicht gewartet werden, so dass er sie heute nicht mehr tragen kann.

 

Bessarabiendeutschen Verein e.V. in Stuttgart  hat  ein Konto „Spende  für Sergej“ eingerichtet. Außerdem schicken einige Unterstützer aus Wolfsburg Hilfspakete an die Familie. Die Hilfe aus Wolfsburg und der Kontakt zu der Familie Derewentscha werden überwiegend von Lydia Kieß organisiert. Ein tiefer Einschnitt für die Familie war, als Lena Derewentscha die Arbeit in einer Bäckerei aufgeben musste, weil ihr altes Auto den Dienst versagte und nicht mehr für den Straßenverkehr tauglich war.

 

Als der Schwiegersohn der Familie Kieß, Waldemar Pfaff, das hörte, war er sehr berührt. Er hatte ein Auto, das nach dem Tod seines Vaters Oskar Pfaff als Andenken in der Garage stand. Spontan war er bereit, das Auto der Familie Derewentscha zu schenken. Die Familie Kieß nahm Kontakt zum  Ehrenbundesvorsitzenden des Bessarabiendeutschen Vereins Ingolf  Rüdiger Isert auf. Mit seiner Zusage des finanziellen Unterstützens wurde der Wagen  hier in der Werkstadt komplett überholt.  Der  Vorsitzende der Ortsgruppe Wolfsburg, Alexander Rudi, konnte den Transport für den Wagen in die Ukraine organisieren.  

Lydia und Helmut Kieß
Lydia und Helmut Kieß

Der Bessarabiendeutsche Verein und Ehepaar Theda und Arnulf  Baumann übernahmen die Kosten der Überführung und für Zoll. So ist es gelungen, der notleidenden Familie Derewentscha eine außergewöhnliche Hilfe zu erweisen. Die Familie bedankte sich sehr herzlich und meinte, das hatten sich nicht mal im Traum vorstellen können, so ein Geschenk zu bekommen.

 

Das Besondere dabei ist auch noch, dass das Auto jetzt in Akkermann (heute Belgorod-Dnestrowsk) ca. 50 km entfernt vom Geburtsort des verstorbenen Besitzers Oskar Pfaff  befindet, der 1939 in Freudental (heute Mirni) geboren ist. Er konnte seit 1944 seinen Geburtsort leider nicht mehr besuchen, aber sein Auto ist jetzt da. Das Leben schreibt die unglaublichsten Geschichten – wie wahr!

 

Helmut Kieß, Wolfsburg