Menschen in Westhagen: Gerhard Löwen

"Ich fühle mich in Westhagen wohl", betont Gerhard Löwen. 1976 kam der 84-jährige als russlanddeutscher Spätaussiedler nach Wolfsburg. Löwen blickt auf ein bewegtes Leben zurück - er war in der sogenannten Trud-Armee der Sojetunion im Zweiten Weltkrieg.

Die Trud-Armee war während des Krieges eine Arbeitslager-Armee, in der Deutschstämmige Frondiesnte leisten mussten. Als "schrecklich" empfindetLöwen diese Zeit noch heute. Über Nacht wurde der 17-jährige in die Trud-Armee eingezogen - wie viele andere Russlanddeutsche. Im Zug oder zu Fuss mussten sie von einer Arbeitsstelle umherziehen.

"Wir haben auf Schilf geschlafen", berichtet Löwen. Zu essen hatten die Gefangenen am Tag nur 700 bis 800 Gramm Brot und täglich zweimal Kohlsuppe. Wasser oder eine Brühe aus Zweigen gab es zum Trinken. Bis zu zwölf Stunden am Tag mussten sie arbeiten und durften nicht Deutsch sprechen. "Viele Russlanddeutsche sind an den Strapazen gestorben", sagt er traurig.

"Ich hege keine Groll gegen die Russen - sie hatten keine Schuld an unserer Lebenssituation. Aber die Regierung und das System waren Schuld", sagt er etwas verbittert. Nach der Zeit in Trud-Armee war er zuerst Formgießer, dann Landvermesser und schließlich bis zur Übersiedlung nach Deutschland Bauleiter.

In der Sowjetunion hat Gerhard Löwen seine Frau Elisabeth geheiratet. Sie haben drei Kinder, die auch alle in Deutschland leben. Engagiert hat sich Gerhard Löwen in der evangelischen Mennonitengemeinde in Westhagen. "Jeden Sonntag gehe ich in den Gottesdienst, und ich besuche viele andere Veranstaltungen in der Gemeinde gern", erzählt der rüstige Rentner. "Die Freiheit hier in Deutschland schätze ich besonders."