Wolfsburger Einheitskastanie: Vor 30 Jahren wurde sie auf Initiative der evangelischen Familienbildungsstätte gepflanzt - Gedanken zum Mauerfall und zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung - Zeitzeugen berichten

Dagmar Schaumburg (von links), Brigitte Gottschick, Hilke Karg, Rudi Karg und Christian Berndt
Dagmar Schaumburg (von links), Brigitte Gottschick, Hilke Karg, Rudi Karg und Christian Berndt

(08.11.2019) Zeitzeugen erinnerten an die Pflanzung der Wolfsburger Einheitskastanie am 12. November 1989: Ein Kreis von Engagierten versammelte sich bei der Superintendentur des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen am Schillerteich. Darunter auch TV38, die Wolfsburger Nachrichten und die Wolfsburger Allgemeine Zeitung.

 

Superintendent Christian Berndt lud zu einem Spaziergang zur Einheitskastanie ein. Bei seiner Begrüßung sagte er: „Ich hätte nie gedacht, dass die Mauer einmal fallen würde.“ Er schlug aber auch einen Bogen zur Reichskristallnacht in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938.

 

Mitinitiatoren der damaligen Pflanzaktion waren Hilke und Rudi Karg. Sie berichteten davon, wie spontan Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der evangelischen Familienbildungsstätte kurz nach der Maueröffnung die Kastanie gepflanzt hatten. „Die Initiative ging von der damaligen Leitung um Irene Siemann und Petra Zimmermann aus. Dabei wurden sie aktiv von den Mobilen Fabianern unterstützt“, so Rudi Karg, der auch einmal Jugendwart im Kirchenkreis war. Und Hilke Karg ergänzte: „Die Fabi hat mit Unterstützung von Siegfried Schuster gleich Kurse in Gardelegen, Klötze und Oebisfelde angeboten und damit neue Impulse in die dortigen Kirchengemeinden gegeben“.

Christian Raupach (links) und Rudi Karg
Christian Raupach (links) und Rudi Karg

Christian Raupach, bei Mauerfall zehn Jahre alt, war sehr dankbar über die deutsche Einheit. „Wir sind damals in der DDR von der Stasi abgehört worden, nur weil sich meine Eltern als Christen in der Kirche engagiert haben“, erinnerte er an die damalige schwere Zeit. Und weiter: „Sogar unsere Wohnung war verwanzt.“ Von einer deutsch-deutschen Paddeltour mit 50 Kindern aus Sulingen und Havelberg und russlanddeutschen Spätaussiedlern von einem Tischtennisprojekt von CVJM und Diakonie unter dem Motto „Wir sitzen im selben Boot – in Ost und West“ berichtete Manfred Wille, der kurz vor Mauerbau nach Vorsfelde als Kind geflüchtet war. Die Kinder sammelten 300 Unterschriften von Unterstützern und paddelten 300 Kilometer von der Oder zur Elbe. Die Hauptarbeit leisteten Schülerinnen und Schüler um ihren Klassenlehrer Hans-Jürgen Wille. Informationen zur Paddeltour hier klicken

So stellte sich Manfred Wille als Achtjähriger die Mauer 1961/62 vor
So stellte sich Manfred Wille als Achtjähriger die Mauer 1961/62 vor

Aber auch andere Zeitzeugen berichteten von ihren Erlebnissen mit der deutschen Einheit. „Da unser Onkel in Fürstenwalde beerdigt war, sind wir jedes Jahr dorthin gefahren und haben so Kontakte zur Kirchengemeinde aufgebaut“, erklärte Dagmar Schaumburg. Horst Komor schilderte, wie er zusammen mit dem ehemaligen Jugendamtsleiter Siegfried Schuster behinderte Menschen in Ost und West betreut hat. Und Brigitte Gottschick erzählte: „Meine Kinder sind sogar nach Berlin gefahren und standen auf der Mauer.“ Dort war am 9. November Andrea Duensing von der Superintendentur: „Es herrschte eine angespannte Feierstimmung – was wird passieren? Aber es waren auch schon fröhliche Geschäftemacher mit Mauersteinen vor Ort.“

 

Zum Abschluss stellte Christian Berndt fest: „Die deutsche Einheit darf nicht weiter in Frage gestellt werden.“ Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sangen die 3. Strophe der deutschen Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland.“

 

Auf diesem Internetauftritt sind verschiedene Artikel zur deutschen Einheit - besonders als Thema des Monats.

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  • Thema des Monats November 2014: "Als die Berliner Mauer zusammenbrach": Zeitzeugen berichten - "Grenzenloser Jubel eint die Deutschen" - "ein Wunder der Geschichte" - Paddeltour: "Wir sitzen im selben Boot - in Ost und West" hier klicken
  • Thema des Monats Oktober/November 2015: "Ein Tag der Freude für alle Deutschen": Vor 25 Jahren Einheitsfeiern in Berlin und ganz Deutschland - auch in Wolfsburg - Wolfsburger unter dem Brandenburger Tor - unvergessenes Erlebnis - Was ist aus der deutschen Einheit geworden? hier klicken